Diagnose als Chance

~ Entwicklung zur Früherkennung von Alzheimer schreitet voran ~

"Mithilfe  bildgebender Verfahren und einer Untersuchung des Hirnwassers, die durch eine Punktion erfolgt, läßt sich der Abbau der Nervenzellen heute schon nachweisen, lange bevor der Patient dement wird", sagt Hans Förstl, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der TU München.   "Um die Entstehung von Alzheimer zu verhindern, müssen wir noch besser verstehen, wie sich die Krankheit entwickelt", sagt Christian Haass vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen, München. "Dazu brauchen wir Menschen, deren Gerhirne noch völlig intakt sind, die aber mit Sicherheit einmal an Alzheimer erkranken werden."

In Australien, Großbritannien und den USA läuft derzeit eine Studie, bei der Probanden mit veränderten Präsenilin-Genen über längere Zeit genau untersucht und beobachtet werden. Das Projektkürzel Dian steht für "Dominatly Inherited Alzheimer Network", übersetzt für die dominant vererbte Alzheimer Krankheit. Bei den Betroffenen werden Blut und Hirnwasser regelmäßig auf Anzeichen von Veränderungen getestet. Zudem werden ihre Gehirne mit bildgebenden Verfahren gescannt.

Ein Positionenemissionstomograf (Pet, oben) zeigt auf Schnittbildern, wo im Hirn sich der ins Blut gespritzte Marker Pittsburgh Compound B (Pib) kon- zentriert. Pib heftet sich an die für Alzheimer typischen Proteinablage-rungen. Rechts im Bild ist das Hirn eines Demenz-Patienten mit deutlichen Plaques zu sehen, links die Pet-Aufnahmen einer gesunden Kontrollperson.

Ziel ist es, die beste Methode, mit der sich Alzheimer in einem frühen Stadium entdecken läßt - dann, wenn es für die schützende Wirkung von Medikamenten noch nicht zu spät ist. Als besonders aussichtsreich gilt vielen Ärzten ein Verfahren. daß ein schwedisch-amerikanisches Team um William Klunk vom Department of Psychiatrie der Universität of Pittsburgh in Pennsylvania entwickelt hat. Dabei wird den Betroffenen ein kleines, schwach radioaktives Molekül namens Pittsburgh Compound B, kurz Pib, in die Blutbahn gespritzt. Pib überwindet die Blut-Hirn-Schranke und heftet sich im Gehirn an Ablagerungen aus dem Eiweiß Beta-Amyloid, die sogenannten Plaques. Sie gelten nach heutigem Wissen als ein Auslöser für das Nervenzellsterben bei Alzheimer. Frank Jessen, vom Bonner Klinischen Zentrum (KBFZ) für Neurodegenerative Erkrankungen, hält eine frühe Diagnose in zweierlei Hinsicht für sinnvoll: "Zum einen wirken die derzeit verfügbaren Medikamente umso besser, je früher sie verabreicht werden. Zum anderen gewinnen die Patienten wertvolle Zeit, um Vorkehrungen zu treffen für eine Phase, in der sie geistig sehr stark abbauen werden." (RM, 41, 2009, Auszug)