Das christliche Menschenbild
nach Thomas von Aquin - entfaltet von Josef Pieper
Erstens: der Christ ist ein Mensch, der - im Glauben - der Wirklichkeit des dreieinigen Gottes inne wird.
Zweitens: der Christ spannt sich - in der Hoffnung - auf die endgültige Erfüllung seines Wesens im Ewigen Leben.
Drittens: Der Christ richtet sich - in der göttlichen Tugend der Liebe - mit einer alle natürliche Liebeskraft übersteigenden Bejahung auf Gott und den Mit- menschen.
Viertens: der Christ ist klug, das heißt, er läßt sich den Blick für die Wirk- lichkeit nicht trüben durch das Ja oder Nein des Willens, sondern er macht das Ja oder Nein des Willens abhängig von der Wahrheit der wirklichen Dinge.
Fünftens: der Christ ist gerecht, das heißt, er vermag in Wahrheit "mit dem andern" zu leben; er weiß sich als Glied unter Gliedern in der Kirche, im Volk und in aller Gemeinschaft.
Sechstens: der Christ ist tapfer, da heißt, er ist bereit, für die Wahrheit und für die Verwirklichung der Gerechtigkeit Verwundungen und, wenn es sein muß, den Tod hinzunehmen.
Siebtens: der Christ hält Maß, das heißt, er läßt es nicht zu, daß sein Habenwollen und seine Genießenwollen zerstörerisch und wesenswidrig wird.
(Über das christliche Menschenbild, Kösel-Verlag, München, 1955)
T. S. Eliot: Josef Pieper setzt in den gebührenden Rang innerhalb der Philosophie das wieder ein, was der schlichte Verstand unnachgiebig dort anzutreffen verlangt: Einsicht und Weisheit.