Fyodor Dostoevsky ~ Fjodor Dostojewskij

(1821 - 1881)

Dostojewskij (Dostoevsky), Zeichnung von Ella Mundt nach dem Gemälde von Wassilij Grigorjewitsch Perow (1872)

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"Das Leben ist an sich lächerlich, großartig ist es nur in seinem inneren Sinn."

Fjodor Michailowitsch Dostojewskij an Konstantin P. Pobedonoszew (1827-1907): Oberprokurator des Heiligen Synods und Erzieher des Thronfolgers, BAD EMS, 24. 8. 1879.

Notizbuch zu den Brüdern Karamasow und zeitgenössische Skizze zum Mönch Sossima. Das Kapitel "Ein russischer Mönch" wurde in Bad Ems verfaßt und enthält das ethische Programm seines Verfasser nach dem Vorbild der berühm-ten Optina Pustin Einsiedelei, die er mit Philosophen Wladimir Solowjow nach

dem Tode seines Sohnes Aljoscha besuchte (oben und unten).

In der Kindheit war er mit seiner Mutter und seinem Bruder des- öfteren auf Pilgerreise zum bedeutensten russischen Dreifaltig- keitskloster in Sergej Possad. Sie dauerte in der Regel drei Tage.

Die Mitarbeiter des zunächst freundschaftlich verbundenen und von Puschkin gegründeten Konkurrenzblattes "Der Zeitgenosse" (von Nekrassow später gekauft): von links nach rechts sitzend: Gontscharow, Turgenjew, Druschinin, Ostrowskij. Stehend: Leo Tolstoj, Grigorowitsch. Kurze Zeit war Belinskij bei ihm Kulturkritiker.

 

Dostojewskis Bruder Michail, Mitherausgeber der Zeitschriften "Wremja"           (Die Zeit) und "Epocha".

  

 Der bedeutendste russische Religionsphilosoph, Wladimir Solowjow, Schöp- fer der sogenannten Sophiologie. Beide beeinflußten sich stark gegenseitig.

Aufzeichnungen Dostojwskijs für seine aufseheneregende Rede anläßlich des Einweihung des Puschkindenkmals in Moskau.

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Dostojeskijs Weltschau und Weltanschauung

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Fjodor Stepun, 1884 Moskau - ... , promovierte 1910 in Hei- delberg, Dichter, Philosoph, Historiker und Soziologe, Pro- fessor für  russische Geistesgeschichte, München, "war nach dem Tode Berdjajews die letzte Persönlichkeit, in der sich russische und mitteleuropäi-sche Wesenszüge und Werte zu einem Geist und Charakter zusammenfügten". Deutsche Zeitung, Juli 1961    _____________________________________________

(1) Mir sind die Augen für die Eigenart des Dostojewskijschen Künstertums zum ersten Male beim Lesen seines Feuilletons "Petersburger Träumereien in Gedichten und Prosa" aufgegangen, in dem er ein bereits 15 Jahre zurückliegendes Ereignis geschildert hat. Wie wichtig dieses Ereignis für Dostojewskij war, ersieht man daraus, daß er die Hauptstelle des Feuilletons in der Novelle "Das schwache Herz" und in dem Roman "Der Jüngling" verwendet hat.                                                             An einem kalten Wintertage - "Menschen und Pferde bewegten sich in Wolken gefrorenen Dampfes" - ging Dostojewskij  aus der Stadt nach Hause. Obwohl er es sehr eilig hatte, blieb er auf der Newabrücke stehen und blickte auf die scheeigen Weiten, über denen das dämm-rige Abenrot erlosch. Auf den Dächern der Häuser "liefen am kalten Himmel rosige Rauchsäulen wie Riesen dahin; ab und zu umarmten sie sich, dann ließen sie sich wieder los". Es schien, als ob über der granitenen Residenz Petersburg ich eine zweite phantastische Welt auftürmte, als ob die bekannte Welt "mit ihren Bewohnern, den starken und den schwachen, mit all ihren Behausungen... sich in einen phantastischen Traum verwandelte, der wie Rauch im dunkelblauen Himmel verschwebte".                                    Von diesem Schauspiel hingerissen, fühlte Dostojewskij, wie "ein Schauer heißen Blutes durch sein Herz rieselte, welches sich plötzlich mit einem mächtigen, aber bis dahin unbekannten Gefühl erfüllte". Ihm war es, als ob ihm plötzlich eine Welt aufginge, auf die ihn früher nur ein dunkles Geflüster der Seele hinge-wiesen hätten. "Erst mit diesem Augenblick", schließt Dostojewskij seine Beschreibung, "begann mein wahres Leben, erst in diesem Augenblick wurde ich wahrhaft geboren." Die geistige Geburtsstunde Dostojewskijs ist somit eine Stunde, in welcher ihm die Wirklichkeit zum Phantom und das Phantom zur höheren Realität wurde.

Mit diesem erschütternden Erlebnis dieses leidenschaftlich geschriebenen Feuilletons im Herzen ging ich zur Premiere der "Dämonen" im Moskauer Künstlertheater.

Buchempfehlung: Leonid Zypkin, Ein Sommer in Baden-Baden, Büchergilde Gutenberg (Einführung von Susan Sonntag), 2006

"Leonid Zypkin gehört zu den spektakulärsten literarischen Neuentdeckungen der letzten Jahre.   Im Jahre 1867 reist das frisch verheiratete Ehepaar Dostojewski nach Baden-Baden, dem Eldorado aller Spieler, in der Hoffnung, sich von den notorischen Schulden zu befreien. Das sollte nicht glücken, und es steht ihnen eine Zeit voller Irrwege und Kämpfe bevor. In hypnotischer Sprache leuchtet Zypkin die Facetten der Persönlichkeit Dostojewskis aus, zeichnet das Psychogramm einer problematischen Ehe und unternimmt gleichzeitig einen atemberaubenden Ritt durch die russische Literatur- und Gesellschaftsgeschichte". "Was Zypkin auf den wenigen Seiten (238 S.) leistet, ist ungeheuer ... Wer bis jetzt noch keite Lust hatte, Dostojewski zu lesen, hat sie nach dieser Lektüre. Wer dann keine Lust hat, auch noch den Rest aus Zypkins Schublade zu lesen, ist nicht mehr zu retten." Die WELT

 

Im Quartier Dostojewskis in der Bad Emser Bahnhofsstraße befindet sich das Atelier von Ella Mundt (02603/931264 - www.rhein-lahn-info.de/ella-mundt). Sie ist durch die klassische russische Malschule gegangen und hat sich auf Möbel- und Wandmalerei spezialisiert. Ihre Portraits erfreuen sich großer Beliebtheit.

Diese Bibel - mit eingeklebten 25 Rubel - war Dostojewskis einzige Lektüre während seiner Festungshaft in Omsk (1850 bis 1854). Er bekam sie von den Frauen der Dekabristen geschenkt, die ihren Männern freiwillig nach Sibirien in die Verbannung gefolgt waren. Unten: Bahnhofstraße zur Zeit Dostojewskijs. Eine empfehlenswerte Spezialität aus dem Hause Wolfgang Wieland für 7,50 €.

Gedenktafel an seinem Hotel in der Lahnstraße in Bad Ems

Schreibtisch im Sterbezimmer Dostojewskis, in welchem er u. a. "Die Brüder Karamasow" schrieb. Im Eingangsbereich hingen früher Postkarten aus Bad Ems, die jedoch als Ansichten aus der Schweiz gekennzeichnet waren. Ich wohn-te unweit vom Museum entfernt, in einem Privatquartier in der Maratastraße.

Buchempfehlung: Geir Kjetsaa (Prof. für Slawistik an der Universität Oslo und Vizepräsident der Internationalen Dostojewskij-Gesellschaft) Dostojewskij, Sträfling - Spieler - Dichterfürst, VMA-Verlag Wiesbaden, 1992.