Rüstige Greise. 

Der Pflegebedarf nimmt kaum zu, obwohl die Menschen immer älter werden. (Rheinischer Merkur, 35, 2008,luh).

 Dank des medizinischen Fortschritts steigt die Lebenserwartung immer weiter. Damit einher geht die Sorge, daß das höhere Alter zu keiner längeren Lebensqualtität, sondern nur zu einer größeren Belastung der Gesellschaft durch immer mehr Pflegefälle führen könnte. Altersforscher aus Dänemark und vom Max-Planck- Institut für demografische Forschung in Rostock haben nun - zumindest teilweise - Entwarnung gegeben. Für eine Studie, die in der Onlineausgabe des Wissenschaftsmagazins "PNAS" erschien, hatten die Forscher 2.200 Dänen des Jahrgangs 1905 über sieben Jahre hinweg beleitet und ihre geistige und körper- liche Entwicklung festgehalten. Die Auswertung der Daten ergab, daß der Anteil derjenigen, die noch mit über 90 Jahren ein selbst- ständiges Leben bei zufriedenstellender Gesundheit führten, über das gesamte Lebensjahrzehnt mit 30 bis 40 Prozent etwa gleich geblieben war. 

Das Ergebnis wirkt freilich nur aus gesellschaftlicher Sicht so positiv. Es beruht auf dem Effekt, daß Kranke und Pflegebedürf- tige in der Regel schneller sterben. Von Jahr zu Jahr überleben also eher die rüstigen Greise, wodurch sich die Zahlenverhältnisse relativieren. Die Gesellschaft muß deshalb keine stark steigenden Kosten und immensen Personalaufwand für die Versorgung der extrem alten Menschen fürchten. Auf den Einzelnen bezogen zeichnet die Studie aber ein anderes Bild: Mit jedem zusätzlichen Lebensjahr steigt unweigerlich die Wahrscheinlichkeit, doch noch krank, gebrechlich und zum Pflegefall zu werden.