Bei der primären Demenzform*, die auf 90 % aller Demenzfälle zutrifft, liegen neurodegenerative ("Degeneration" der Nerven- zellen im Gehirn) oder vaskuläre (z. B. wegen Durchblutungs- störungen) Veränderungen vor. Häufig treten Mischformen auf. Die Alzheimer Erkrankung (benannt nach dem Neurologen Alois Alzheimer, 1864-1915) trifft auf 60 bis 80 % der Erkrankten zu.


Erkennungshilfen

 Gedächtnisstörungen: Verlieren der Fähigkeit Zusammenhänge zu erfassen und vertraute Personen nicht mehr erkennen. Geschehnisse, die unmittelbar beendet sind, werden nicht mehr erinnert.
Außerordentliche Schwierigkeiten mit alltäglichen Problemen: Einfache Dinge, die altersgemäß noch relativ gut mit erhöhtem Zeitaufwand erledigt werden könnten, bereiten unüberwindliche Schwierigkeiten.
Sprachstörungen: Häufiges Verwenden von falschen Wörtern bei leicht zugänglichen Sachverhalten und Gegenständen, notgedrungenen Wortneuschöpfungen und auffällig oftmaliges Umschreiben von bekannten Dingen, Begriffen und Ereignissen.
Desorientierung in Raum und Zeit: Trotz strukturiertem Tagesablauf,  gleichbleibender Wohnumgebung und Teilhabe am Alltagsleben werden Tageszeiten, Räume und Orte öfters nicht erkannt.
 Einschränkungen im Urteils- und Denkvermögen: Die Planung, Regelung und Durchführung elementarer privater und beruflicher Dinge mißlingt.Das Verstehen und Berichten komplizierter Vorgänge sind kaum möglich.
"Zerstreuter Professor": Wichtige Gegenstände werden an merkwürdigen Orten hinterlegt oder/und dort vergessen.
Außergewöhnliche Veränderungen oder Verhärtungen im Charakter: Angehörige oder Freunde erkennen den "Typ" kaum wieder. Es findet kaum noch Eigeninitiative statt, Interessenlosigkeit herrscht, "wunschlos glücklich - unglücklich".

Vorsichtige Aufmerksamkeit ist nötig! Der Mensch ist nicht unsterblich und nicht lebenslang belastbar. Manche Warnsignale können auch von einer ungeduldigen Umwelt selbstproduziert  oder von der Gesundheitsindustrie propagiert sein. Einerseits sollte man den Senioren nicht die chaotische Hektik unserer Zeit aufzwingen wollen - wie etwa in unseren heutigen, nicht mehr auf Mitmenschlichkeit, sondern auf Rendite ausgerichteten Senioren- residenzen. Andererseits bedeutet tatsächlich frühes Erkennen die Chance einer rechtzeitigen Behandlung.

* Tom Kitwood (1990b,S.60/zitiert nach Ian Morton, Die Würde wahren, Stuttgart,2002, S. 129) wendet gegen das Standardparadigma ein, daß es den Anspruch erhebe, ein vollständiges Bild der Demenz zu liefern, während in Wahrheit große Teile fehlten. Seine Auffassung drückt er in der Gleichung aus:

D = P + B + G + NB + SP.

Die Demenz ist die Folge einer komplexen Interaktion zwischen fünf Haupkomponenten: Persönlichkeit (P), Biographie (B), körperlicher Gesundheit (G), neurologischen Beeinträchtigungen (NB) und Sozialpsychologie (SP).