So finden Sie ein gutes Zuhause !

Grundsätzlich: Versuchen Sie sich immer in die Gedanken- und Ge- fühlswelt und seine körperlichen und seelischen Bedürfnisse und Möglichkeiten des künftigen Heimbewohners hineinzuversetzen!

 Das schönste Zimmer mit eigener Ausstattung verliert an persön-licher Relevanz, wenn Bilder außerhalb der Sichtweite ange- bracht, Gemeinschaftsräume nur über lange Wege,  Aufzügen und Treppen erreichbar sind, wegen chronischer Unterbesetzung des Personals ein "Kümmern" lediglich auf einem Formular stündlich abgehakt wird. Beobachten Sie das Verhalten des Personals  gerade zu anderen Heimbewohnern. Kann es sich bei seinen Tätigkeiten Zeit lassen, strahlt es innere Ruhe und Gelassenheit aus.

A. Kriterien zur Auswahl eines Heimes

- (Stand-)Ort des Heimes: Ideal ist eine stadtteilbezogene Lage, möglichst in der Nähe der alten Wohnung, damit Freundschaften und Nachbarschaften nicht aufgegeben werden müssen.

- Träger des Heimes: Wenn das Heim von einem privaten Träger geführt wird, erkundigen Sie sich, wie es finanziert wird. Oft werden Heime vorwiegend nach wirtschaftlichen Kriterien geführt und Gewinnoptimierung von Pflegeeinrichtung und Immobilie stehen an erster Stelle.

- Qualität der Betreuung: Hier ist vor allem die Personalausstattung wichtig, das heißt die Anzahl und die Qualifikation der Altenpflegerinnen und Altenpfleger. Ein gutes Zeichen ist es, wenn eine Einrichtung mit möglichst vielen exa- minierten Vollzeitkräften arbeitet.

- Architektur und Innenausstattung: Gefallen Ihnen das Haus, die Zimmer und Gemeinschaftseinrichtungen? Hat es einen Garten, haben die Zimmer Balkone,n die auch tatsächlich genutzt werden können, gibt es einen Park in der Nähe? Ist die Anlage großzügig und freundlich gestaltet? Lassen sich die Zimmer von ih- rem Zuschnitt und den eingebauten Teilen her wirklich individuell möblieren? Kann man Ihnen ein Einzelzimmer anbieten? Kann man Ihnen eine Garantie geben, daß sie bei Belegung eines Doppelzimmers bei Tod oder Verlegung des Partners dass Zimmer weiterhin behalten können und nicht mehrfach verlegt werden (Gefahr der Verwirrtheit!)?

Atmosphäre: Eine angenehme, offene, ungekünstelt freundliche und lebendige Atmospäre der Einrichtung sagt viel über die Lebensqualität im Haus. Achten Sie auf Ihr Gefühl: Wenn Sie sich aus irgendeinem Grund nicht wohlfühlen, sollten Sie das ernstnehmen.

Wahrung der Intimsphäre und Individualität: Bekommen die Bewohner eigene Haus- und Türschlüssel? Können sie über ihr Taschengeld verfügen oder müssen sie  (aus vorgegebenen Sicherheitsgründen) ständig im Heimbüro darum nach- fragen? Ist der Tagesablauf in der Realität flexibel und richtet sich nach den Be- dürfnissen der Heimbwohner? Beispiel: Die Küche toleriert es freundlich, wenn die Bewohner erst ein Viertel Stunde vor Ende des Essenszeitkorridors kommen.

- Therapeutisches Angebot:
Woraus besteht es, und wird es von entsprechend ausgebildeten Therapeuten geleitet?Wichtig sind Möglichkeiten, die körperliche und geistige Beweglichkeit zu erhalten (betrachten Sie auch unter diesem Gesichtspunkt den Hauptaufenthaltsraum: Gibt es genüg freie Flächen um gehen zu können,  ohne in die Schranken gewiesen zu werden)? Beispiele: Schwimmen, Gymnastik oder Bewegungsspiele, Kreativkurse. Haben die Pflegekräfte von der Besetzung her genug Zeit zur Verfügung, um regelmäßige Mobilsation bei den Bettlägerigen vornehmen zu können . Die Betreuung Demenzkranker erfordert besondere Konzepte, wie zum Beispiel biografisch orientierte oder "erlebnisbezogene" Pflege. Erfragen Sie bei Angehörigen von bereits länger in der Einrichtung wohnenden Senioren, ob und wie die Konzepte tatsächlich umgesetzt werden oder vorgeführte Aufenthaltsräume in der Praxis wirklich genutzt werden - Stichwort: Personalmangel.

 Rehabilitation und aktivierende Pflege: Ist die Pflege im Heim aktivierend und darauf ausgerichtet, verloren gegangene Kräfte wiederzuerlangen oder steht das Streben nach Pflegestufenerhöhung im Vordergrund? Wird sie von ausreichend vielen Fachkräften durchgeführt? Wenn lediglich die Grundpflege gewährleistet ist, ist dies zu wenig. Können  sich die Bewohner relativ häufig an alltäglichen, zum Beispiel hauswirtschaftlichen Tätigkeiten beteiligen, werden ihre noch vorhandenen Fähigkeiten gefördert?

Seelsorgerische Betreuung: Gibt es persönlichen Beistand? Ist eine Sterbebe-gleitung gewährleistet, werden Angehörige einbezogen?

Qualität der Mahlzeiten: Der Speiseplan im Heim sollte abwechslungsreich und viel frisches Gemüse und Obst bieten. Achten Sie besonders auf die appetitlische
Auswahlmenüs und einigermaßen flexible Essenszeiten sind wünschenswert. "Extrawürste" wie das gewohnte Glas Bier zum Abend sollten möglich sein.

Esskultur: Die Mahlzeiten dienen nicht nur der Nahrungsaufnahme. Sie sind besonders im Heim ein wichtiges tages- und wochenstrukturierendes, aktivie-rendes und gemeinschaftsförderndes Element. Deshalb ist die Atmosphäre, in der gegessen wird, von großer Bedeutung: Ist der Speiseraum gemütlich und einladend, werden die Tische ansprechend gedeckt, ist das Essen appetitlich an- gerichtet? Und: Können sich Heimbewohner auf Rollstühle dort selbstständig gut bewegen, sind die Stühle leicht verrückbar, erfolgt die Bedienung ohne große Verzögerung und wird der letzte Gast mit dem gesamten Speiseangebot bedacht?

Tierhaltung: Ein Haustier ist für viele Pflegebedürftige eine wichtige Quelle der Freunde und Anregung - die Möglichkeit, ein Haustier zu halten, spricht eben- falls für ein Heim.
 
Dienstleistungen: Können Sie im Heim Dinge des persönlichen Bedarfs einkaufen, zum Friseur gehen oder zum Beispiel eine Fußpflege bestellen?

Telefon und Medien: Ist das Zimmer mit einem Telefon-, TV-, eventuell auch Internetanschluß ausgestattet? Die Verbindung zur Welt außerhalb des Heimes sollte so problemlos und vielfältig wie möglich sein.

Angehörigenarbeit: Fördert das Heim das Engagement von Angehörigen? Gibt es beispielsweise einen Angehörigengesprächskreis oder -beirat, regelmäßige Ange- hörigenabende, günstige Gästezimmer für entfernt wohnende Besucher? Werden Angehörige in die Pflege miteinbezogen? Gibt es feste Ansprechpartner unter den Pflegekräften für Bewohner und Angehörige?

Mitspracherecht: Fragen Sie nach den Aktivitäten des Heimberates, nach Mitbe-stimmungs- und Beschwerdemöglichkeiten der Bewohner? Wird dem Heimbeirat Achtung seitens der Geschäftsführung entgegengebracht und werden seine Anregungen ernst genommen. Führen Beschwerden lediglich zur Abmahnung des Fußvolkes und zur Gängelung von Beiratsmitgliedern oder werden die Dinge schnell und unbürokratisch geklärt?

Ausprobieren: Ist ein Probewohnen möglich, zum Beispiel im Rahmen einer Kurzzeitpflege? Wie reagiert die Heimleitung auf kritische Fragen? Wenn sie sie detailliert beantwortet und sich entgegenkommend verhält, sodaß Sie sich mit dem Bedürfnis ernstgenommen fühlen, können Sie davon ausgehen, daß die Qualitätsansprüche des Heims nicht nur auf dem Papier stehen? Bedenken Sie, daß oftmals Kurzzeitgäste besondere Behandlung erfahren, die später nicht gewährleistet ist.

Heimvertrag: Prüfen Sie den Heimvertrag genau!


(Quelle: Leben und Wohnen im Alter, Stiftung Warentest, Berlin, 2006,  ergänzt aus der Praxis von mg)

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B. Weitere Kriterien zur Beurteilung von Pflegeeinrichtungen   

Schlüsselindikatoren für Wertschätzung in der Pflege*

Anhand der folgenden Indikatoren läßt sich überprüfen, wie es in der Einrich- tung um die Absicherung von Wertschätzung bestellt ist:

- Vision: Gibt es ein Einrichtungskonzept oder ein Leitbild, das einer person-zentrierten Pflege verpflichtet ist?

-Umgang mit Humanressourcen: Gibt es Überprüfungsmechanismen, die si- cherstellen, daß die Mitarbeiter sich von ihrem Arbeitgeber geschätzt fühlen?

- Grundhaltung des Mangegements: Wirken die Praktiken der Führungsebene stärkend oder befähigend  auf diejenigen, die unmittelbar pflegerisch tätig sind?

- Schulung und Personalentwicktlung: Sind Überprüfungs- und Sicherungsme- chanismen vorhanden, die die Entwicklung einer mit dem für person-zentrierte Pflege erforderlichen Können ausgestatteten Mitarbeiterschaft fördern?

Pflegerische Umgebung: Ist eine unterstüztende und einbeziehende physische und soziale Umgebung für Menschen mit einer kognitiven Behinderung vor- handen?

Qualitätssischerung: Sind kontinuierliche Mechanismen der Qualitätsverbes-serung etabliert, die vom Wissen um die Bedürfnisse und Sorgen der Nutze- rinnen und Nutzer der Pflegeangebote und einem entsprechenden Handeln angetrieben?

 (Quelle: Dawn Brooker, Person-zentriert pflegen, Das VIPS-Modell zur Pflege und Betreuung von Menschen mit einer Demenz,Bern,2007)

* Die Indikatoren sind eigentlich für die Überprüfung der eige- nen Einrichtungen gedacht. Ich halte prinzipiell aber die Ein- nahme dieses Blickwinkels für hilfreich! Siehe unter diesem As- pekt auch Neue Pflegekultur.