Eine Neue Pflegekultur

- Das pflegerische Bemühen um Menschen mit Demenz wird als kreative und dynamische Option begriffen und nicht als unqualifizierte Tätigkeit, die keiner tun will.

- Demenz wird als Beeinträchitigung verstanden, mit der zu leben ist, statt als Krankheitsprozeßt, den es zu "managen" gilt.

- Menschen mit Demenz und diejenigen, die im Alltag für sie sorgen, besitzend eine eigene Art von Expertenwissen, über das es zu berichten gilt und das ebenso wichtig ist wie die Neurowissenschaften.

- Der Grundsatz der Gleichheit aller Menschen gilt ungeachtet kognitiver Leistungsfähigkeit.

- Aufgabe der Pflege ist es, Personsein aufrechtzuerhalten und zu gewährleisten, daß die Einzigartigkeit und Individualtität aller ohne Rücksicht auf eine medizinische Diagnose anerkannt wird.

- Problematische Verhaltensweisen werden in erster Linie als Botschaften verstand
en, d. h. als Versuche, etwas mitzuteilen.

(nach Kitwood und Benson 1995, Quelle der Texte darüber und darunter: Dawn Brooker, Person-zentriert pflegen, Bern, 2007, ISBN 978-3-456-84500-5))

Wird individualisierte Pflege in die Praxis umgesetzt?

Schlüsselindikatioren für eine individualisierte Pflege

1. Pflegeplanung:
Werden in der Einrichtung Stärken und Ver- wundbarkeiten in Hinblick auf ein breites Spektrum von Bedürf- nissen identifiziert? Praktiziert man eine individuelle Pflege- planung, die ein breites Spektrum von Stärken und Bedürfnissen wiedergibt?

2. Regelmäßige Überprüfungen/Besprechungen: Werden individuelle Pflegepläne regelmäßig überprüft und besprochen?

3. Persönlicher Besitz: Verfügen die Nutzerinnen und Nutzer (Heimbewohner) einer Einrichtung über eigene Kleidung und persönliche Gegenstände, die sie im Alltag benutzen können?

4. Individuelle Vorlieben: Kennen diejenigen, die unmittelbar pflegerisch handeln, individuelle Vorlieben und Abneigungen, Prioriäten und Alltagsgewohnheiten der von ihnen betreuten Personen und werden diese in der Alltagpraxis berücksichtigt?

5. Lebensgeschichte: Kennen die Pflegemitarbeiter die einzelnen Lebensgeschichten und die Schlüsselgeschichten über Zeiten, auf die man besonders stolz ist? Und wird mit diesen gearbeitet?

6. Aktivität und Betätigung: Hält die Einrichtung ein breites Spektrum von Aktivitäten bereit, um den Bedürfnissen aller Bewohnerinnen und Bewohner entgegenzukommen?

Schlüsselindikatoren für eine soziale Umgebung

- Einbeziehung/Inklusion: Unterstützend die Mitarbeiter Menschen mit Demenz dabei, in Unterhaltungen einbezogen zu werden und mit anderen in Beziehung zu treten? Wird über diese Personen hinweg kommuniziert oder bemüht man sich, diese zu vermeiden?

- Respekt: Werden die Bewohnerinnen und Bewohner mit Respekt behandelt? Wird darauf geachtet, daß Menschen nicht herabgesetzt werden, indem man sie zurechtweist oder etikettiert?

- Wärme: Zeichnet sich die Athmospäre durch emotionale Wärme und Akzeptanz der Bewohner aus? Vermitteln diese den Eindruck, als ob es ihnen gut gehe oder wirken sie eingeschüchtert und vernachlässigt?

- Validation: Werden Ängste der Menschen ernst genommen? Läßt man sie über lange Zeiten hinweg allein, wenn sie Streß durchleben?

- Befähigen: Wirken die Mitarbeiter darauf hin, daß Menschen mit Demenz aktiv für sich Sorge tragen und handeln können? Läßt sich feststellen, daß Menschen nicht behandelt werden, als seien sie Gegenstände und hätten keine Gefühle?

- Teil des Gemeinwesens sein: Gibt es Belege dafür, daß Bewohner andere Einrichtungen in der Kommune nutzen und von Menschen aus der Kommune regelmäßig besucht werden?