Victor Hugo, Iwan Turgenew & Wassilij Shukowoskij als Gäste in der Grabenstraße
Victor Hugo mit seine Enkelkindern: Haupt und Wortführer der französischen Hochromantik; von größter dichterischer Frucht-barkeit; Anreger für fast alle literarischen Strömungen im Frank- reich des 19. Jahrhunderts. In seinen Romanen Anwalt für die vom Leben Benachteiligten. Unten: Hugos "dramatischer Gestus".
Das Eingangstor zur Hinnergaß - der Grabenstraße - bildete bis in meine Kindheit das Haus "Zur Sonne" (unten- dahinter ein labyrhintisches System zur Auf- und Weiterleitung der verschiedenen Mineralwasser) zur linken mit dem sogenannten "Steinernen Haus" (Zeichnung oben) und angrenzendem "Hotel Löwen". In einem barbarischen Akt wurden sie ebenso wie der dahinter- liegen- de "Weilburger Hof" und die Häuser "Taube" und "Täubchen", später das Haus "Normandie" für den sogenannten Fortschritt abgerissen. Rechts in der Bäder- lei kann man das Rondell mit dem von den Amerikanern in den letzten Tagen des 2. Weltkrieges zerschossenen Kriegerdenkmals ansatzweise erkennen.
Alte Kesselanlagen.
Hinter dem Haus "Römischer Kaiser" versteckt.
Die Sänger des Männergesangsvereins "Sängerlust" in den fünziger Jahren im "Weilburger Hof", links in der ersten Reihe rechts der Besitzer Bühler, welcher später in der Wohnung von Deckers in der Eintrachtsgasse ("Normandie") wohnte, welcher Gärtner im Hotel "Balzer" war. Unter den Sängern kannte ich bewußt noch u. a. den Metzger Kurt Mielke, den Polsterer Zimmermann, Schuster Aulmann (Pfahlgraben) und Dachdeckermeister Ernst Sprie- stersbach, der so etwas wie der Bürgermeister der Grabenstraße war. Er sagte, wir können unten alles zumachen, denn wir haben alles: Drei Bäk- kereien, zwei Lebensmittelgeschäfte (Wießler, Lehmler und später Molitor mit dem Milchauto), Schneiderei, Schreinerei (Reinig, später auch Reines), Schusterei, drei Gärtnereien (Weiß, Müller, Gerke), Metzgerei, Malergeschäft, ein Installationsgeschäft und Getränkevertrieb Born. Die Abgebildeten waren auch maßgeblich beteiligt bei der jährlichen "Hinnergässer Kirmes". Im Jahre 2008 gibt es alle diese Geschäfte nicht mehr - Aldi, Lidl & Co. lassen mit Billigarbeitsplätzen grüßen.
Im "Rebenstock" (Nr. 14) wohnte Victor Hugo (unten), gleich links daneben im "Mainau" Iwan Turgenew (darunter: Denkmal in Baden Baden)
Unten: Aquarell Hugos "Schatten auf der Hand"Blick schräg gegenüber in den "Pfahlgraben", der im Namen den Verlauf des römischen Limes anzeigt - unten Kellertreppe im unveränderten Zustand. Links das Gebäude der ehemaligen Pastillenfabrik, dessen abgerissener Schornstein einst das Straßenbild mitprägte. Zu ihr gehörte auch die beseitigte Versandhalle (Mainzer Straße) für das weltbekannte "Emser Wasser", welches heute aus marktstrategischen Gründen zum Vorteile des Fachinger Wassers nicht mehr vertrieben wird. Darunter Tafel, welche den Verlauf des Limes im Bad anzeigt.
Handtuchhalter
Blick in Kellerbereich - nach hinten ebenerdig - in welchem in der der Straße zugeneigten Seite möglicherweise auch Speisen eingenommen wurden. Das Hotel "Mainau" hatte in der Eintrachtsgasse bis zur Aufgabe des Pensionsbetriebes durch die Geschwister Aschermann eine Küche, die den Abschluß der Eintracht- gasse bildete. Neben dem abgerissenen Haus "Normandie" befand sich eine Treppe als Aufgang zur Bäderlei mit Rondell, Mooshütchen und Concordiaturm.
Speicher des "Rebenstocks", auf dem sich auch eine Reihe einfacher, num- merierter Zimmer befand (unten). Vielleicht dienten sie den Bediensteten, die freilich meist aus dem Dorf Ems kamen, als Unterkunft oder sie standen "Minderbetuchten" zur Verfügung. Die Gäste konnten das Personal über eine durch die Decke gezogene Klingelschnur herbeirufen (so auch in Nr. 18).
Im Garten (Nr. 27) steht noch eine früher benutzte Wäschemangel. Hinter Nr. 25 Stallungen für Ziegen oder Schweine, die teilweise noch in den fünfziger Jahren gehalten wurden. Weit verbreitet war die Haltung von Eseln und Maultieren, die die Kurgäste auf die Bäderlei hinaufbeförderten. Im Haus des Metzgers Paul im Pfahlgraben befand sich rechts ein kleiner Pferdestall, in dem bis vor kurzem noch die Beschriftung "Tom" zu lesen war. Für geschäftliche Transporte wurde er vor die Kutsche gespannt. Übrigens gab es einen unter- irdischen Gang zwischen diesem Haus und der Metzgerei in der Grabenstraße, da die Wurstproduktion hier stattfand.
Im zweiten Haus ,"Hotel zum Hirsch", von links wohnte der Lehrer des russischen Nationaldichters Alexander Puschkin Wassili Shukowski (1783 - 1852), welcher auch die Zarin Alexandra Feodorowna und deren Sohn, den späteren Zaren Alexander II. lehrte (unten). Er war eigenständiger Dichter und Übersetzer etwa von Heine, Schiller und Goethe.
Bis zur Hausnummer 29 lief früher der "Westersbach" offen neben der Grabenstraße herab.
Oben: Manuskript "Der Glöckner von Notre Dame" (darüber Kathedrale Notre Dame de Paris); darunter: Haus in dem Hugo starb - in der heutigen Rue de Victor Hugo", Paris; Unten: Besancon: Geburtsstadt in Frankreich