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land & leute

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bad ems

"Von malerischen Bergkuppen umragt, die vom Fuße bis zum Gipfel mit Laubwäldern und Felsgruppen ("die Bäderlei"), Gärten und Weinbergen, Lusthäuschen und Schautem-pelchen geschmückt sind, sanft hingestreckt durch das üppige und herrliche Tal der Lahn, in deren Spiegel sich seine lieblichen Anlagen und Alleen beschauen, und ausgestattet mit großartigen und prachtvollen Gebäuden in der langen Reihe seiner lachenden Häuser, die ihre Vorderseite größtenteils dem freund-lichen Süden zukehren, ihren Rücken aber an die Bergwand anlehnen oder fast in dieselbe einzudrücken scheinen, erfreut sich Ems, des-sen in Abwechselung unerschöpfliche Umge-bung das Idyllische in höchster Anmut mit dem Romantischen verschmilzt, an einem der schönsten Punkte des Flusses einer so reizen-den Lage und gewährt ein so liebliches Bild, daß wir uns nicht wundern, wie Hufeland die Gegend von Ems voll Begeisterung sogar als himmlisch bezeichnen konnte."

Aloys Henninger (vor 1913)                                       __________________________________

Im Januar 2006 ist er gestorben der Lam-berts Franz, der Bauer von der "Kreuzmühle" mit der kräftigen Faust, die er uns Chorkna-ben nach dem Hochamt auf die Brust schlug. Auf einer Lichtung in der Eisenbach hat er zum Reistopf  für die Dritte Welt eingeladen. Gespräche über Gott gehörten dazu, wie er immer von Gott sprach in österlicher Begei-sterung.Er gehörte dem ersten Bundeswehr-jahrgang an und entschied sich zu verwei-gern. Kaffee verkaufte er mit seinen "Gesel-len" für die Bauern in Südamerika. Seine Stimme gehörte zur Pfarrkirch' wie die von Eschenauers Heine,Schneiders Hubert, Stahl-hofens Walter oder wie die Lesung  des alten Buchhändlers Adam und später von Otti. Er ließ sich auch hören in der Weinstube des Winzerbarden Karl Haxel (+ 2008) in Obernhof, dessen "Ich waaß a klaan Ländche" mir noch in den Ohren klingt. Franz "bänkelte" mit Versen und Balladen, die sonst keiner mehr kennt. Dort habe ich ihn zum letzten Mal gesehen und wir sangen zur Klampfe von Karl: "Kommt dann die Morjestund, kräht der oll Hahn, Leevsten min, Leevsten min, dann must du jan"...            __________________________________

In süßen Freuden ging die Zeit    Adolf Bach      __________________________________

BAD EMS "...Unter dem 'Klopp' auf der Fels-nase, die wir die 'Kanzlei' nannten, saß ich einmal an einem sonnigen Nachmittag im Frühling und suchte, wie wir es früher als Buben machten, allerlei krause Gedanken in die eilig ostwärts ziehenden Wolken hinein zu sehen...Da wehte der Wind die Stimmen singender Buben und Mädchen aus der Schu-le drunten beim Rathaus herauf (alte Frei-herr-vom-Stein-Schule/mg) und mit ihnen die ganze süße Wehmut, die solcher Gesang haben kann, wenn er aus einer Schule kommt, deren Bänke wir selber - wie lang ist's her! - einmal gedrückt haben. Wie Zau-berweisen weckten die halbvergessenen Lie-der die Vergangenheit...Im Hochsommer war's ein andermal droben am Hang des Malbergs. Mit einem Buch  war ich zeitig hin-aufgefahren (Malbergbahn/mg), um in den Wäldern unterzutauchen...Das Rauschen des Wehrs im Ohr, den Blick aus dem Schatten heraus in die sonnenflimmernde Welt, auf die massig und unbewegt dastehenden Wolken gerichtet...Nachdenklich folgten meine Blicke dem Fluß (der Lahn) in die Ferne, und was ich von hier oben im einzelnen nicht zu erkennen vermochte, das stand mir doch klar vor der Seele...Droben beim Pfahlgraben im Kemme-nauer Wald war's ein drittes Mal im frühen Herbst, als der hohe Buchenwald sich schon leise zu färben begann...Da tönte von sanftem Hauch getragen, Musik aus dem Kurgarten in die nachdenkliche Einsamkeit...Goethe spricht in 'Dichtung und Wahrheit' einmal davon, daß ihn oft 'das Gefühl der Gegenwart und Vergangenheit in eins' übermannt habe. Was er damit meint, ist mir aus eigenem Er-leben damals nachdrücklich klargeworden; denn das Bild der Spuren der Römer und ih-res Limes hier zwischen den Buchenstäm-men, mein in Jahren aus vielen verstreuten Quellen gezogenes Wissen um die Geschichte der Wälder, die hier durchstreifte, und des Städtchens, aus dem ich heraufgestiegen war, hatten sich mir längst verbunden mit der Erinnerung an meine Emser Bubentage... so daß Gewesenes und Gegenwärtiges mir als untrennbare Einheit vor der Seele standen...(1) (1958, Adolf Bach, 1890 - 1972, Emser Ehrenbür-ger, Professor in Straßburg und Bonn, Ehrendoktor der Uni Löwen (Belgien), Mitglied der Schwedischen Akademie der Wissenschaften in Upsala, Träger des Ordens Alfonsos des Weisen von Kastilien) 

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